Interview

Volker Zillekens | RVM-Gründer & Geschäftsführer

RVM-Gründer Volker Zillekens im Gespräch über seinen Werdegang, Revisionsmanagement und eine wertebasierte Unternehmenskultur

Herr Zillekens, lassen Sie uns ganz am Anfang beginnen. Sie haben als Azubi im Bergbau angefangen und eine beeindruckende Karriere bis hin zum europaweit führenden Anbieter im Revisionsmanagement hingelegt. Welche Stationen waren dabei besonders wichtig?

Ich denke, es fing schon vor meiner Lehre an. Ich komme aus einer handwerklichen Familie – mein Vater ist gelernter Möbelschreiner – und ich habe bereits während meiner Schulzeit auf Baustellen mitgearbeitet. Das Handwerkliche hat mich fasziniert, und so habe ich mich entschieden, eine Lehre im Bergbau zu machen. Die Zeche Auguste Victoria galt als eine der besten Ausbildungsstätten im Kreis Recklinghausen. 1985 begann ich dort meine Lehre als Betriebsschlosser.

Wie ging es nach der Ausbildung weiter?

Ich habe meine Lehre aufgrund guter Leistungen verkürzt und war danach kurz unter Tage tätig, bevor ich zur Bundeswehr ging. Danach arbeitete ich fünf Jahre unter Tage, während ich parallel eine Abendschule besuchte, um meinen Technikerabschluss zu machen. Vier Jahre lang nach der Schicht immer montags, dienstags und donnerstags Schule – das war eine harte Zeit für mich, muss ich ganz klar sagen. Aber wie heißt es so schön: Von nichts kommt nichts. Diese vier Jahre Abendschule neben der Arbeit haben mich geprägt.

Wann sind Sie mit dem Thema Revisionsmanagement in Berührung gekommen? Das wird ja wahrscheinlich in der Ausbildung noch keine Rolle gespielt haben, oder?

Mein Reviersteiger hat mich ermutigt, in verschiedenen Fachbereichen unter Tage zu arbeiten. Ich habe Rohrleitungsbau gemacht, Wasserhaltung, Pumpentechnik, ich war Schachthauer und war für die Baustoffversorgung verantwortlich. Dabei habe ich sehr, sehr viele Dinge gelernt. Danach bin ich über Tage gewechselt und habe 6 Jahre als hauptberuflicher Ausbilder gearbeitet. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit den Jugendlichen zu arbeiten: Manuelle und maschinelle Zerspanung, Grundlagen der Elektrotechnik, Pneumatik, Hydrauliklehrgänge, auch Werksunterricht habe ich geben.

In dieser Zeit habe ich viele Schulungen besucht: Persönlichkeitsentwicklung durch Rhetorik, Psychologie, Arbeitspädagogik, das fand ich alles sehr interessant und das hat mich weitergebracht.

Gleichzeitig habe ich zusammen mit einem Freund einen Schweißfachbetrieb gegründet, der auf Metallbau im Reitsport spezialisiert war. Im Jahr 2000 entschied ich mich, den Bergbau zu verlassen, und dann bin ich schließlich als technischer Angestellter in der Prozessindustrie im Bereich Projektmanagement in Gelsenkirchen gelandet. Da habe ich wieder viel gelernt und mich vor allem den Bereichen Arbeitsvorbereitung, Terminplanung und Troubleshooting gewidmet.

Ich habe mich da schnell aufgrund meiner technischen Expertise gut zurechtgefunden, das hat mir Spaß gemacht, vor allem, weil ich wieder viel mit Menschen zu tun hatte. Das war ein gutes Miteinander. Damals sind insgesamt sechs Leute aus dem Bergbau über die Handwerkinitiative dort eingestiegen, so dass wir dann gemeinsam die Firma aufgebaut haben. Ein großer Teil von denen ist ja heute noch bei mir beschäftigt. So bin ich in die Prozessindustrie gekommen.

Das klingt nach einem vielseitigen Werdegang. Finden sich diese unterschiedlichen Gewerke heute noch in Ihrer Arbeit wieder?

Absolut. Mein breit gefächertes Wissen hilft mir enorm, egal ob es um Rohrleitungsbau, Maschinenbau, Elektrotechnik, EMSR oder Armaturen geht. All diese ganzen Sachen sind mir aus dem Bergbau vertraut – aufgrund meiner Biografie.

Würden Sie sich eher als Generalist oder als Spezialist bezeichnen?

Eher Generalist. Ich würde sagen, ich habe ein breites Spektrum und kann in vielen Fachbereichen mitreden. Aber sobald es sehr in die Tiefe geht, verlasse ich mich auf meine Mitarbeiter. Dafür habe ich auf jedem Gebiet die geballte fachliche Expertise im Haus. Als Unternehmer ist es mir enorm wichtig, den Überblick zu behalten und zu wissen, wovon ich spreche – und wovon unsere Kunden und Partner sprechen.

Wie wichtig ist Menschenkenntnis in Ihrer Arbeit?

Menschenkenntnis ist entscheidend. Ich glaube, dass ich ein Händchen dafür habe, mich schnell auf unterschiedliche Menschen einzulassen. Wir haben bei uns um die 80 Mitarbeiter, das sind 80 unterschiedliche Charaktere. Ich kann mit keinem einzigen davon gleich sprechen, ich muss immer auf jeden ganz individuell eingehen.

Welche Menschen und Persönlichkeiten haben Sie besonders geprägt in der langen Zeit und in Ihrem vielseitigen Werdegang?

Viele. Es klingt vielleicht überraschend, aber auch viele Negativerlebnisse haben mich positiv geprägt. Im Sinne von: Mensch, das war jetzt nicht so gut, das möchtest du mal besser machen, wenn du später die Möglichkeit dazu hast. Ein Beispiel: Mein ehemaliger Chef aus dem Bergbau, mein Ausbildungsleiter, hat zu mir auf der Weihnachtsfeier gesagt: „Volker Du kannst meinen Job sofort übernehmen, du bist der Einzige, den ich dort sehe, du kannst das. Aber – du wirst im Bergbau nichts. Denn du sagst, was du denkst. Du legst dich mit der Jugendvertretung und mit dem Betriebsrat an. Das ist ein Problem hier in unseren Strukturen. Und das zweite Problem ist: Du hast keinerlei Beziehung im Bergbau, du wirst leider nichts hier. Ich kann dir nur mit auf deinem Weg geben: Verlass den Bergbau und du wirst deinen Weg machen.“ Das war etwas sehr Positives für meinen weiteren Werdegang. Auch später als Geschäftsführer habe ich mich immer wieder gefragt: Warum sind die Menschen nicht sozial, warum gehen die Menschen nicht auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter ein?

Ich wollte da einfach nicht mehr mitmachen und habe einen komplett anderen Weg eingeschlagen. 2016 bot sich die Möglichkeit, die Fremdgesellschafteranteile zu kaufen und als Eigentümer und Geschäftsführer mit ganz klar definierten Zielen alles das umzusetzen, was ich immer machen wollte, aber nicht konnte.

Welche Rolle spielen dabei Werte und die Unternehmenskultur?

Die Hauptrolle! Die Zeit unter Tage hat mich stark geprägt, dieser besondere Zusammenhalt. Da hat einen niemand im Stich gelassen. Jeder hat mit angepackt, wenn man Hilfe brauchte.

Ich glaube, dass wir in unserer Gesellschaft heute einen Werteverlust haben. Ich glaube, dass dieser Werteverlust leider Gottes sich immer mehr auch im Unternehmertum widerspiegelt: Jeder denkt nur an sich und an den Profit. Natürlich will und muss ich als Unternehmer Geld verdienen, aber nicht als Selbstzweck. Ich will etwas aufbauen, wo andere Werte zählen. Deshalb habe ich viel von dem Geld, das wir bis jetzt verdient haben, wieder ins Unternehmen gesteckt. Ich habe ein neues Bürogebäude gebaut, ich reinvestiere in die Zukunft, auch in das ganz essenzielle Thema Fort- und Weiterbildung. Seit 2016 haben wir 11 Meister ausgebildet, was gerade in unserer Nische total wichtig ist. Man kann Revisionsmanagement oder Terminplanung nicht lernen, dafür gibt es keine Ausbildung und keinen Studiengang. Also bilden wir unsere Leute oftmals selbst aus. Die haben vielleicht Schlosser gelernt oder Isolierer oder Gerüstbauer, die haben sich aber auch in ihrem Bereich permanent weiterentwickelt. Solchen Mitarbeitern geben wir eine echte Perspektive, indem wir sie zum Meister ausbilden.

Das Thema Ausbildung und Qualifizierung liegt mir natürlich schon wegen meiner früheren Tätigkeit als Ausbilder besonders am Herzen. Es macht mir nach wie vor Spaß und hat für mich auch viel mit sozialer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu tun.

Was würden Sie aus der Perspektive des erfolgreichen Geschäftsführers als Ihre wichtigsten Erfolgsfaktoren beschreiben?

Ich glaube, man muss 100 % überzeugt sein von dem, was man tut. Dann ist das kein Job, sondern eine Berufung, und dann ist man auch erfolgreich. Das geht natürlich nur mit vollem Einsatz. Meine Woche hat nur selten 40 Stunden. Und wenn man sich dann noch für die Mitarbeiter einsetzt, wenn man ehrlich ist, wenn man loyal gegenüber den Kunden ist und die wissen, dass sie sich auf uns verlassen können – das sind für mich heute die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Unternehmen.

Wie gestalten Sie die Beziehung zu Ihren Kunden?

Ich bin seit über 20 Jahren in der Branche. Für mich ist das wie eine große Familie, man trifft immer wieder die gleichen Leute und Firmen und man wächst auch miteinander. Bei den langjährigen Kundenbeziehungen ergibt sich natürlich auch eine Vertrauensbasis. Das ist etwas sehr Kostbares und Schönes, dass man wirklich auf Augenhöhe ehrlich miteinander spricht, auch wenn mal Fehler passieren. Und die kommen ja auch mal vor. Nur wer nicht arbeitet, macht keine Fehler. Wir sprechen mit unseren Kunden offen über alles, auch wenn es mal unangenehm wird. Ohne Transparenz und Ehrlichkeit geht es nicht. Das gilt erst recht, wenn es um das heikle Thema Abrechnungen geht. Unsere Kunden wissen das sehr zu schätzen.

Welche Expertise ist gefragt bei Ihren Großprojekten?

Ich nehme mal ein konkretes Beispiel: eine Raffinerie in Deutschland, Werksstillstand, weit über 3.000 Mitarbeiter und ein Gesamtvolumen von 330 Mio. Euro. Ein 6-köpfiges Team hat da die Terminplanung gemacht. Um zu planen, wann welche Ressource kommt und welche Tätigkeiten auszuführen sind, ist ein weit gefächertes fachliches Spektrum erforderlich von Gerüstbau über Elektrotechnik bis zur Industriereinigung. Mit all diesen Sachen kennen sich unsere Projektleiter, die häufig einen ähnlichen Werdegang haben wie ich, aus. Aber vor allem muss man der Typ dafür sein. Das hat genauso viel mit dem technischen Know-how zu tun wie mit dem Charakter, mit Zuverlässigkeit und Motivation. Am Ende entscheidet der Faktor Mensch und als Mensch muss ich ein Team begeistern können. Man muss auf Menschen zugehen können und kommunikationsstark sein.

Wie finden Sie denn gerade angesichts des Fachkräftemangels in vielen Branchen Mitarbeiter, die diese Anforderungen erfüllen?

Mittlerweile kommen viele Bewerbern auf uns zu, über persönliche Kontakte oder weil sie von uns gehört haben. Bei großen Projekten wie einer Revision von 4 bis 8 Wochen trifft man viele Menschen und lernt sich gut kennen. Wir treffen auf Fachleute, die auch über den Tellerrand hinausblicken können und gut zu uns passen würden. Die bekommen auch mit, dass wir ein tolles Team haben und ein attraktiver Arbeitgeber sind. Es ist keine Seltenheit, dass wir nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt Bewerbungen von Leuten bekommen, die einfach gerne mit uns zusammengearbeitet haben und jetzt in unser Team kommen wollen. Das ist die beste Form der Personalwerbung, die ich kenne.

Was müssen Sie denn noch bieten, um Fachkräfte im Betrieb zu halten?

Wir leben noch das Leistungsprinzip. Wer gute Leistung bringt, wird dafür auch gut entlohnt. Aber soziale Verantwortung ist mir genauso wichtig. Alle unsere Mitarbeiter bekommen zu 100 % arbeitgeberfinanziert eine zusätzliche private Krankenversicherung mit Chefarztbehandlung, Zahnersatz und vielem mehr. Gesundheitsvorsorge ist uns sehr wichtig, für Untersuchungen stellen wir Mitarbeiter frei. Dazu kommt eine betriebliche Altersvorsorge, auch zu 100 % arbeitgeberfinanziert. Und auch beim Nettolohn holen wir das Beste für unsere Mitarbeiter raus. Ich sage immer, ich bin Immobilienberater, ich bin KFZ-Berater, Finanzberater und manchmal sogar Eheberater. Ich bin einfach gerne für meine Leute da und das hebt uns nochmal von den Mitbewerbern ab.

Das Kernteam, mit dem Sie gestartet sind, ist ja schon relativ lange zusammen. Wie haben Sie sich kennengelernt und wie war das in den in den ersten Jahren als RVM?

Das Unternehmen, wo ich zuerst angefangen habe, wurde 1999 gegründet, Torsten war der erste Mitarbeiter damals dort und innerhalb von 10 Monaten sind insgesamt 6 Leute aus dem Bergbau dazugekommen. Seitdem arbeiten wir zusammen, auch wenn sich die Firmen geändert haben. Wenn man über 20 Jahre mit denselben Menschen zusammenarbeitet, dann macht man, glaube ich, gar nicht so viel verkehrt. Ich erinnere mich an viele schöne gemeinsame Abende. Und auch heute noch treffen wir uns regelmäßig, zum Beispiel bei unserem Sommerfest mit den Familien, bei Kaffee und Kuchen oder wir werfen abends mal den Grill an. Das Soziale ist bei uns wichtig, das ist die Basis für unsere Kommunikation.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei RVM?

Volker Zillekens: Als Familienvater mit drei Kindern beschäftigt mich natürlich die Frage, was wir unseren Kindern hinterlassen. Angesichts des Klimawandels und der jetzt schon sichtbaren Probleme, die daraus resultieren, wollte ich einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wir haben ein sehr nachhaltiges Bürogebäude errichtet, das gänzlich ohne fossile Energie auskommt. Wir haben eine Photovoltaikanlage mit einem Speicher, mit dem unsere Mitarbeiter auch kostenlos ihre Elektroautos laden können. Wir heizen im Winter mit Erdwärme, im Sommer nutzen wir sie zur Bauteilkühlung. Auch intelligente Verschattung sorgt dafür, dass wir bestens ohne Klimaanlage auskommen. Über das komplette Jahr erzeugen wir mehr Energie, als wir verbrauchen.

Wir haben das Grundstück nicht mit unendlich vielen Stellplätzen zugepflastert, sondern haben Grünflächen geschaffen, wir haben Lavendel gepflanzt, wir haben zwei Bienenstöcke, die wir bewirtschaften. Den Honig bekommen unsere Mitarbeiter und unsere Kunden. Nachhaltigkeit wird hier bei uns im Büro ganz deutlich erlebbar.

Ihre Hauptverwaltung hat auch über den energetischen Aspekt hinaus einen ziemlich speziellen Charakter.

Wir haben moderne, helle Arbeitsplätze und Kommunikationszonen für unsere Mitarbeiter. Höhenverstellbare Schreibtische sind bei uns Standard. Aber auch die individuelle Einrichtung der Büros und die gesamte Architektur erzählen eine Geschichte. Sie machen sichtbar, wofür wir als Unternehmen stehen und wer wir sind. Die Industriekultur und den Wandel im Ruhrgebiet haben wir als Graffitti von einem Künstler an die Wände bringen lassen, wie der Förderturm im Treppenhaus und die Landmarken im Besprechungszimmer. Ich habe meine Wurzeln nicht vergessen. Ich bin immer noch Volker, der Schlosser von unter Tage. Ich bin mir für nichts zu schade, auch wenn ich mich weiterentwickelt habe.

Wer in mein Büro kommt, sieht sofort, was für ein Mensch ich bin. Da hängen zwei Bilder von Udo Lindenberg, von dem ich ein Fan bin. Auf dem einen steht „Ich mach mein Ding“ und auf dem anderen „Es ist nie zu spät noch einmal durchzustarten“. Das spiegelt ganz gut meinen Charakter wider. Ich blicke grundsätzlich positiv auf das Leben und die Menschen. Das gibt mir die Motivation, auch die schwierigen Aufgaben anzupacken und Probleme für unsere Kunden zu lösen. Das gibt mir auch so viel Positives zurück. Ich bin wirklich gerne Unternehmer und für unsere Mitarbeiter und Kunden da.

 

KARRIERE
NACHHALTIGKEIT

Wir schätzen Ihre Privatsphäre
Wir verwenden Cookies, um Ihnen unseren Service zur Verfügung zu stellen, sowie das Nutzungserlebnis zu optimieren. Sie können mit dem Button („Alles akzeptieren“) alle Cookies akzeptieren oder über („Einstellungen“) individuelle Einstellungen vornehmen. Wenn Sie die Nutzung der Cookies ablehnen („Ablehnen“), dann werden außer den notwendigen Cookies keine weiteren Cookies gesetzt.

AblehnenAlles AkzeptierenEinstellungen